Dienstag, 24. November 2015
IM TRENCHCOAT MEINES KAPITALS zerteile ich den feinen Regen ungleichmäßig auf das Kopfsteinpflaster, neige den Kopf nach unten in einem Treppenaufgang, von wo aus ich die angestrebte Wohnung beobachte. Abgestorbene Hautschuppen von Bäumen kleben auf dem Gehweg und flattern manchmal im Takt des Windes, nur noch schwach mit einem leisen Hauch von Verwesungssymphonie.

Ich öffne den Mantel, Wärme tauscht sich mit nasser Kälte aus. Niemand scheint auf der Straße zu sein, also gehe ich schnell auf das gegenüber liegende Treppenhaus zu, fingere den Schlüssel herbei und öffne langsam die Haustür. Tags zuvor war ich hier und habe die Scharniere geölt. Ein langer Plan findet das Ziel, als ich dann in der dunklen Wohnung stehe, leicht erhellt durch die Straßenlaterne.

Aus meinem nassen Mantelärmel ziehe ich die in Plastik verpackte Nadel hervor, halte sie beim Schleichen vorsichtig nach oben, während ich das Schlafzimmer betrete. Ein besänftigendes, ruhiges Atmen übertönt mein geschultes Herz. Nur in meinem Bauch verspüre ich dieses erwartungsvolle Kribbeln, schleiche weiter an diesen Schlafenden heran und steche in den Körper.

Die Atemzüge werden kurz länger, dann leiser und plötzlich ist es so still, dass ich glaube, den Funkwecker ticken zu hören. Ich ziehe die Nadel wieder an mich und verstaue sie im Ärmel, während ich langsam rückwärts zur Wohnungstür gehe... Aus dem Haus, zurück zu meinem Wagen und nach einer längeren Fahrt bringt die Sonne den Morgen, in den ich mich auf meinem Bett ein wickele und schlafen falle.

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